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England im Hochmittelalter
Das eigenständige Münzwesen in England beginnt mit Trienten (Thrymsas), die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts einsetzen und im 8. Jahrhundert in Silbermünzen gleichen Stils, sog. Sceattas, übergehen. Im südlichen England (Königreiche Mercia, Kent, Wessex) sind die Sceattas durch Denare nach fränkisch-karolingischem Vorbild abgelöst worden. Seit dem 10. Jh bildete sich mit einheitlichen Bildtypen und regelmäßigen Typenwechseln die bis ins späte Mittelalter reichende besondere Struktur des englischen Münzwesens heraus. Auf den Münzen werden neben dem Königsnamen immer Münzstätte und Münzmeister angegeben.
Herzöge, Grafen, Fürsten
Das ursprünglich nur dem König bzw. Kaiser zustehende Münzrecht ist seit dem 10. Jh. in Deutschland und Frankreich auch auf den weltlichen Adel übergegangen, teils durch königliche Delegation, teils infolge der Schwäche des Königtums durch Usurpation und Gewohnheitsrecht. Während in Frankreich die Münzprägung des Adels durch das Königtum im Laufe der Zeit zurückgedrängt und am Ende des Mittelalters ganz aufhörte, ist sie im Gebiet des Deutschen Reiches zu einem festen Bestandteil des Münzwesens geworden und im 13. Jh. durch das Königtum auch formal sanktioniert worden.
Kreuzzüge und Kreuzfahrerstaaten
Der Aufruf Papst Urbans II. zur Befreiung Jerusalems von den Heiden im Jahre 1095 hatte ein ungeahntes Echo. Im Ergebnis des 1099 zur Eroberung Jerusalems führenden ersten Kreuzzuges entstanden als erste Kreuzfahrerstaaten das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Edessa, das Königreich Jerusalem (nach dem Verlust Jerusalems 1187 nach Akkon verlegt) und die Grafschaft Tripoli. Das in den Kreuzfahrerstaaten in der ersten Hälfte des 12. Jh. zunächst ausgegebene Kupfergeld steht in normannisch-sizilischer und byzantinischer Tradition. Die ab etwa Mitte des 12. Jh. anlaufende Denar- und später Groschenprägung folgt europäischem Muster. Bemerkenswert sind Imitationen islamischer Gold- und Silbermünzen mit einer Mischung aus arabischem und christlichem Gepräge. Mit dem Fall von Akkon 1291 endete die europäische Münzprägung im Heiligen Land.
Der Sterling - Lösegeld für Richard Löwenherz
Es war ein europäischer Skandal, als auf dem Heimweg vom dritten Kreuzzug der englische König Richard Löwenherz (1189-1198) vom österreichischen Herzog Leopold V. (1177-1194) gefangen genommen wurde. Zur Bezahlung des riesigen Lösegeldes von 100.000 Mark Silber sind in England nicht einmal die Kirchenschätze verschont worden. Es wurde großenteils in Sterlingen, einem 1180 in England eingeführten Münztyp gezahlt, der auf diese Weise in Europa zu einem geschätzten Zahlungsmittel wurde. 100.000 Mark Silber würden einer Zahl von 2,4 Millionen Sterlingen entsprechen. Aus dem Lösegeld, das je zur Hälfte an Kaiser Heinrich VI. und Herzog Leopold von Österreich ging, finanzierte der Staufer die Eroberung Siziliens, während der Österreicher daraus die Ummauerung Wiens bezahlte und zum Umprägen des Silbers die Münzstätte Wien gründete.