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Der Goldschmied und Bischof Eligius von Noyon und die Merowingerkönige

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Die seit Februar eröffnete Sonderausstellung im Münzkabinett Wien widmet sich Künstlern, die im höfischen Umfeld arbeiteten und hier Meisterwerke in Form von Medaillen und plastischen Werken schufen.

Am Beginn steht der im 7. Jahrhundert im Fränkischen Reich – zeitlich wie räumlich weit entfernt von den übrigen aufgenommenen Meistern – tätige Eligius, da dieser der erste fassbare Hofkünstler mit Bezug zur Münzprägung und zudem Schutzpatron zahlreicher Berufe, darunter Goldschmiede, Graveure, Münzmeister und Numismatiker, ist. Dennoch blieb er als Person der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

Der um 588 in Chaptelat bei Limoges (Frankreich) geborene und am 1. Dezember 660 im heutigen Département Oise (Frankreich) gestorbene und später heiliggesprochene Eligius wird in seiner Funktion als Schutzpatron auch heute noch vielfach dargestellt. Als Beispiel sei der vom Verband der Deutschen Münzvereine (heute Deutsche Numismatische Gesellschaft) gestiftete Eligiuspreis genannt, der den Heiligen in seiner Werkstatt zeigt.

Eligius hatte eine beachtliche Karriere, die ihn als Goldschmied an dem in Paris gelegenen Hof des Merowingerkönigs Chlothars II. († 629) führte. Nach dessen Tod war er für dessen Sohn und Nachfolger Dagobert I. († 639) tätig, der ihm die Ausstattung der Abteikirche Saint-Denis bei Paris übertrug. Später wurde er Bischof. Bisweilen wird er sogar als Diplomat und Sozialpolitiker tituliert, was die enge Verbindung zu den Herrschenden unterstreicht.

Eligius war in den Jahren um 625/640, unter den Königen Chlothar II., Dagobert I., Chlodwig II. und Sigibert III., für die Münzprägung in Arles, Marseille und Paris verantwortlich. Er gehörte jener Personengruppe an, die etwa ab 575/600 bis um 700 auf merowingischen Münzen den eigenen Namen und den Titel eines Monetarius in verschiedenen Abkürzungen setzte, was sich etwa mit „Generalbevollmächtigter für das staatliche Münzwesen“ umschreiben lässt. Monetare sind wohl nicht als private Unternehmer oder einfache Münzmeister zu sehen, sondern sie waren „eine sozial und funktional herausgehobene Schicht von Verwaltungsträgern auf lokaler Ebene.“ Es zeichnet sich eine Sonderstellung von Eligius ab, zumal es keinen anderen Monetar gibt, dessen Name auf Münzen ähnlich prominent hervorgehoben wird.

Eine weitere Besonderheit ist die für etwa die Hälfte der überlieferten Prägungen – insgesamt tragen vielleicht 100 Münzen seinen Namen – belegte gemeinsame Nennung von König und Monetar. Eine in der Ausstellung gezeigte Goldmünze aus dem Berliner Münzkabinett führt auf der Vorderseite mit „CHLODOVEVS“ Chlodwig (II.) († 657) und auf der Rückseite mit „+ ELEGIV[S] MONETA[RIVS]“ Eligius als Monetar an.

Im Jahre 640 wurde Eligius zum Bischof von Noyon-Tournai gewählt. Da er wohlhabend in den geistlichen Stand trat, konnte er als Bischof weiterhin karitativ auftreten. Hervorgehoben sei die Auslösung zahlreicher Sklaven. Eligius begegnet darüber hinaus als Bauherr für Kirchen und Klöster, in denen zudem die Versorgung mittelloser Männer und Frauen gewährleistet war. Sein offen zur Schau getragener Reichtum resultierte wohl aus den Erträgen seines in der Nähe von Limoges gelegenen Hofguts und aus seinem Einkommen als Monetar.

Auch nach seiner Weihe zum Bischof verzichtete Eligius weder auf das Handwerk noch auf die Werkstatt. In seiner umfangreichen Heiligenlegende wird seine handwerkliche Tätigkeit zwar betont, dennoch steht das gottgefällige Leben des späteren Heiligen im Vordergrund.


Ausstellung „Prunk & Prägung: Die Kaiser und ihre Hofkünstler“ (seit 13. Februar 2024) im Kunsthistorischen Museum Wien
(Münzkabinett [Saal III] 13. Februar 2024 bis 23. März 2025)
(Kunstkammer [Kabinette 21 und 21A] 13. Februar 2024 bis 13. Oktober 2024)


Bild: Eligiuspreis, Medailleur Hans Karl Burgeff (1928–2005), um 1979, Buntmetall (Guss)