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Isabella d’Este – eine der einflussreichsten Kunstförderinnen der Renaissance und ihre Prunkmedaille

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Nicht nur Marco Polo feiert 2024 einen runden Geburtstag, auch eine der bedeutendsten Kunstförderinnen der Frühen Neuzeit: Isabella d’Este, Herzogin von Mantua, wurde am 18. Mai 1474 und damit vor 550 Jahren geboren.

In der Dauerausstellung des Münzkabinetts Wien wird in einer eigenen Vitrine ein besonders aufwändig gestaltetes Exemplar einer Prunkmedaille gezeigt, die mit kostbaren Diamanten und rot-emaillierten Rosetten dazwischen, eines der Highlights der Sammlung darstellt: Die Gnadenmedaille von Isabella d’Este (1474–1539).

Isabella wurde mit knapp 16 Jahren und im Jahr 1490 mit Francesco II. Gonzaga verheiratet. Dadurch lebte sie in Mantua und versuchte nicht nur den Hof als Kunstzentrum zu etablieren, sondern bei den zu ihrer Zeit bekanntesten und besten Künstlern, Werke für ihre eigene Kunstsammlung zu bekommen. Zudem besaß sie ihr eigenes Studiolo bzw. eine Grotta, die sie kunstvoll und aufwändig ausstatten ließ. Als kunstsinnige Fürstin griff sie auch die angesagte Strömung der Porträtmedaille auf und ließ ein Prunkexemplar anfertigen, das als Beispiel der frühen oberitalienischen Medaillen gilt.

Für die Anfertigung wurde der Bildhauer und Medailleur Giancristoforo Romano (1456–1512) beauftragt, den sie während eines Besuchs am Hof der Sforzas in Mailand kennen und schätzen gelernt haben soll. Er war als Antikenkenner und Sänger, sowie ganz allgemein als „Höfling“ dort bedeutend und bekannt. 1497 berief sie ihn dann nach Mantua, wo er bis 1505 in ihren Diensten blieb.

Bei dem Porträt auf der Vorderseite der etwa 69 mm großen Medaille in Gold handelt es sich wohl um das früheste erhaltene authentische Brustbild der zu dieser Zeit knapp etwas mehr als 20 Jahre alten Isabella. Auffallend bei dem nicht ins Zentrum gesetzten Porträt ist die Haartracht. Das Haupthaar wird durch eine geflochtene Haarsträhne zusammengehalten, endet aber über dem Nacken in zwei frei liegenden Locken. Es könnte sich dabei um eine Reminiszenz an den Lorbeerkranz mit den aufliegenden Bändern – im Nacken gebunden – bekannt von den Kaiserporträts auf antiken Münzen, handeln. Den Hals ziert eine Perlenkette, ein Ansatz der Bekleidung ist nur bei besseren Güssen erkennbar. Die Rückseite präsentiert eine geflügelte weibliche Figur mit Stab bzw. Szepter und Palmzweig. Vor ihren Beinen richtet sich eine Schlange auf, über ihrem Kopf sind das Sternzeichen Sagittarius (Schütze) und ein Stern zu sehen. Die Figur wurde wegen ihrer verschiedenen Attribute abwechselnd als Personifikation der Astrologie, als Salus, Victoria oder Minerva gedeutet. In dem schon erwähnten Inventar wird sie als Victoria bezeichnet. Die Darstellung des Sagittarius ist nicht eindeutig interpretierbar, immerhin wurde sie nicht unter diesem Sternzeichen geboren. Eine Möglichkeit wäre, dass das Sternbild als Symbol für Stärke und Führungskraft gedeutet werden kann.

Aus den Quellen geht hervor, dass die kostbare Medaille aus Gold und Emaille bereits 1498 bekannt war und auch beschrieben wurde. In Form von Nachgüssen in Bronze schenkte sie Isabella d’Este an Freunde und Dichter ihres Künstlerkreises für literarische und künstlerische Leistungen. Das hier gezeigte Exemplar ist seit 1775 in der kaiserlichen Sammlung in Wien nachweisbar. Das Prunkexemplar mit kostbaren Verzierungen unterscheidet sich in Details von den bronzenen Nachgüssen.

Durch ihre Bekanntschaft mit den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit, darunter Leonardo da Vinci, Andrea Mantegna, Giovanni Bellini, Tizian und Raffael, und der von ihr erhaltenen knapp 25.000 Briefe und Korrespondenzen, ist sie in ihrer Rolle als Fürstin der Renaissance bedeutend. Als eine der damit aus heutiger Sicht bedeutendsten Kunstmäzeninnen der Geschichte machte sie den Mantuaner Hof zu einem Zentrum für zahlreiche Gelehrte und Künstler ihrer Epoche. Zweimal ließ sich Isabella in den 1530er Jahren von Tizian porträtieren: in ihrem damals realen Alter von 60 Jahren – das Bild ist nur in einer Kopie von Rubens erhalten – und stark verjüngt und idealisiert, als elegante, auch in der Mode tonangebende Erscheinung, ihrem Stellenwert am Hof entsprechend.