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Der Beginn der habsburgischen Schauprägung und die Stempelschneider der Münzstätte Hall in Tirol

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Die ältesten im Raum des heutigen Österreich entstandenen Medaillen entstanden in der Münzstätte Hall in Tirol und sind Teil der seit Februar eröffneten Sonderausstellung im Münzkabinett Wien.

Die Bedeutung der Haller Münzstätte ist enorm. Sie nahm aufgrund der Qualität ihrer Produkte und den von hier ausgehenden technischen Innovationen bis zum Tod Maria Theresias eine Vorrangstellung unter den Münzstätten des habsburgischen Reiches ein. Zu ihrer Positionierung trug der ideale Standort am Schnittpunkt europäischer Fernstraßen bei. Einen Imagezuwachs erfuhr sie unter Maximilian I. (König 1486, Kaiser 1508–1519). Er bevorzugte diese Münzstätte und weckte dadurch Interesse und Begehrlichkeiten bei potentiellen Auftraggebern.

In Hall treten unter dem Tiroler Landesfürsten Sigmund von Österreich-Tirol (1427–1496) ab 1483/84 Großsilbermünzen und unter Maximilian, seinem Neffen und Nachfolger als Tiroler Landesfürst, ebenfalls Großsilbermünzen auf. Diese boten im Gegensatz zu den bis dahin in mittelalterlicher Tradition mit kleinem und dünnem Schrötling ausgeführten Münzen mehr Raum für das Bild, wodurch es möglich war, hochwertige Prägungen auszugeben, die den Charakter von Medaillen hatten.

Aufgrund des nach italienischer Manier erstmals auf numismatischen Objekten im deutschsprachigen Raum wirklichkeitsnahen Porträts und der in hohem Relief ausgeführten Darstellung gilt ein Stück Sigmunds – wenngleich dieses als Vorlage für die Großsilberprägung gedacht war – als Inkunabel der habsburgischen Medaille.

Der Grund für den Aufschwung der Haller Münzstätte unter Maximilian ist darin zu suchen, dass dieser sein Leben lang um die Anerkennung seiner Zeitgenossen strebte. Er sorgte sich um seinen Nachruhm und um die Erinnerung an seine Person. Dafür nutzte er alle Medien. Wesentlich waren für ihn die in der Herstellung teuren Münzen. Wäre er in der Tradition des Spätmittelalters geblieben, wäre auch seine Prägung von kalkulierbarem Aufwand gewesen. Er ging aber bewusst kostenintensive, repräsentative Wege und stand damit im Gegensatz zu seinem Vater, Kaiser Friedrich III., dessen Weltbild noch spätmittelalterlich geprägt war und der kaum empfänglich für Innovationen war.

Ausstellung „Prunk & Prägung: Die Kaiser und ihre Hofkünstler“ (seit 13. Februar 2024) im Kunsthistorischen Museum Wien
(Münzkabinett [Saal III] 13. Februar 2024 bis 23. März 2025)
(Kunstkammer [Kabinette 21 und 21A] 13. Februar 2024 bis 13. Oktober 2024)